Protest in blöd.
In Hessen sollen ja in etwa 1,5 Jahren Studiengebühren von 500 Euro pro Semester eingeführt werden. Das finde ich nicht gut und ich bin auch dagegen. Was jedoch so manche Mitstudenten da als Protest anzetteln erzeugt bei mir nur noch ein verständnisloses Kopfschütteln:
Ich war gestern auf der Stadtautobahn unterwegs, als plötzlich an der Ausfahrt, bei der ich rauswollte Mengen von Leuten mit Plakaten und Bannern auftauchten. Mir war bekannt, das an diesem Nachmittag eine Demo in der Innenstadt lief. Diese Leute jedoch rannten auf die Schnell-Straße(!) und setzten sich prompt hin! Umsichtige Mitverkehrsteilnehmer und ein gerade zur Stelle gewesenes Fahrzeug der Kripo verhinderten zum Glück Schlimmeres. Dann war die Strasse dicht und ich stand mit meinem Auto ganz nah an den Protestkundgebungsteilnehmern. Die saßen rum oder machten Musik oder tanzten, während der Stau immer länger wurde und immer mehr Polizei auftauchte.
Ich konnte mir das ganze recht gelassen ansehen, weil ich einerseits auch (noch) Student bin und andererseits keinen großen Termindruck hatte. Ganz anders viele Auto-Insassen um mich herum...
Was erzeugt denn solch eine Art von Protest gegen eine politische Entscheidung bei der Mehrheit des wahlberechtigten und nicht studierenden Volks? Da kommen doch keine spontanen Solidaritätsbekundungen oder es wird so auch kein Verständnis geweckt, nach dem Motto "Wenn die Landesregierung dieses Gesetz nicht gemacht hätte, würde ich jetzt nicht im Stau stehen." (Was wohl die Initiatoren solcher Aktionen immer hoffen) Nein, die Reaktionen sind fast ausschließlich Verständnislosigkeit und Wut. Und das ist meiner Meinung nach genau das Flasche, um auf Missstände oder Fehlentwicklungen aufmerksam zu machen.
Protest: Ja, Meinung sagen: Ja, unbequeme Fragen stellen: Ja.
Aber: Nein zu solchen Aktionen, die nicht nur Unverständnis hervorrufen ("Die sollen lieber studieren. Und wenn es Studiengebühren gibt, studieren solche Leute zum Glück nicht mehr und ich kann zu meinem Termin (Vorstellungsgespräch, Arztbesuch...) kommen.") und zudem noch gefährlich für Leib und Leben von vielen sind!
(Wie blöd muss man sein, um auf eine vielbefahrene Schnell-Straße zu rennen und zu hoffen, dass es die Anderen schon richten werden?)
Und wenn es schon ohne Gebühren nicht mehr geht, auch weil sonst Hessen überschwemmt würde mit Studenten aus anderen Bundesländern, wo Gebühren verlangt werden:
Auch wenn ich von diesen Gebühren nicht mehr betroffen sein werde, halte ich die entworfene Regelung für Hessen im Vergleich zu anderen Ländern doch recht passabel. Die Gebühren werden als Darlehen vergeben und müssen erst bei entsprechender finanzieller Lage und frühestens zwei Jahre nach Ende des Studiums zurückgezahlt werden. Das macht bei einem 10 bis 12 Semester dauernden Studium 5-6000 Euro Plus niedrige Zinsen.
Gut daran finde ich, das es die Finanzen des Studierenden nicht während des Studiums belastet. Das Argument, das man mehr jobben und deshalb länger studieren müsse, fällt also weg.
Und über die volle Studiengebühren-Summe kann die jeweilige Uni frei verfügen, was bei meiner Uni etwa 11 Mio. Euro jährlich sein werden. Auch nicht schlecht.
Langsam frage ich mich, warum ich eigentlich gegen diese Art von Studiengebühren bin? So zahlt halt die große gesellschaftliche Mehrheit mit ihren Steuern für die Ausbildung an den Unis und zusätzlich noch diejenigen, die schon studiert haben, damit nachfolgende Studenten noch bessere Ausbildungsmöglichkeiten (mehr Geld bei der Uni) erhalten. Klingt ja fast schon nach Solidaritätsprinzip... Da muss ich mal drüber nachdenken.
Ich war gestern auf der Stadtautobahn unterwegs, als plötzlich an der Ausfahrt, bei der ich rauswollte Mengen von Leuten mit Plakaten und Bannern auftauchten. Mir war bekannt, das an diesem Nachmittag eine Demo in der Innenstadt lief. Diese Leute jedoch rannten auf die Schnell-Straße(!) und setzten sich prompt hin! Umsichtige Mitverkehrsteilnehmer und ein gerade zur Stelle gewesenes Fahrzeug der Kripo verhinderten zum Glück Schlimmeres. Dann war die Strasse dicht und ich stand mit meinem Auto ganz nah an den Protestkundgebungsteilnehmern. Die saßen rum oder machten Musik oder tanzten, während der Stau immer länger wurde und immer mehr Polizei auftauchte.
Ich konnte mir das ganze recht gelassen ansehen, weil ich einerseits auch (noch) Student bin und andererseits keinen großen Termindruck hatte. Ganz anders viele Auto-Insassen um mich herum...
Was erzeugt denn solch eine Art von Protest gegen eine politische Entscheidung bei der Mehrheit des wahlberechtigten und nicht studierenden Volks? Da kommen doch keine spontanen Solidaritätsbekundungen oder es wird so auch kein Verständnis geweckt, nach dem Motto "Wenn die Landesregierung dieses Gesetz nicht gemacht hätte, würde ich jetzt nicht im Stau stehen." (Was wohl die Initiatoren solcher Aktionen immer hoffen) Nein, die Reaktionen sind fast ausschließlich Verständnislosigkeit und Wut. Und das ist meiner Meinung nach genau das Flasche, um auf Missstände oder Fehlentwicklungen aufmerksam zu machen.
Protest: Ja, Meinung sagen: Ja, unbequeme Fragen stellen: Ja.
Aber: Nein zu solchen Aktionen, die nicht nur Unverständnis hervorrufen ("Die sollen lieber studieren. Und wenn es Studiengebühren gibt, studieren solche Leute zum Glück nicht mehr und ich kann zu meinem Termin (Vorstellungsgespräch, Arztbesuch...) kommen.") und zudem noch gefährlich für Leib und Leben von vielen sind!
(Wie blöd muss man sein, um auf eine vielbefahrene Schnell-Straße zu rennen und zu hoffen, dass es die Anderen schon richten werden?)
Und wenn es schon ohne Gebühren nicht mehr geht, auch weil sonst Hessen überschwemmt würde mit Studenten aus anderen Bundesländern, wo Gebühren verlangt werden:
Auch wenn ich von diesen Gebühren nicht mehr betroffen sein werde, halte ich die entworfene Regelung für Hessen im Vergleich zu anderen Ländern doch recht passabel. Die Gebühren werden als Darlehen vergeben und müssen erst bei entsprechender finanzieller Lage und frühestens zwei Jahre nach Ende des Studiums zurückgezahlt werden. Das macht bei einem 10 bis 12 Semester dauernden Studium 5-6000 Euro Plus niedrige Zinsen.
Gut daran finde ich, das es die Finanzen des Studierenden nicht während des Studiums belastet. Das Argument, das man mehr jobben und deshalb länger studieren müsse, fällt also weg.
Und über die volle Studiengebühren-Summe kann die jeweilige Uni frei verfügen, was bei meiner Uni etwa 11 Mio. Euro jährlich sein werden. Auch nicht schlecht.
Langsam frage ich mich, warum ich eigentlich gegen diese Art von Studiengebühren bin? So zahlt halt die große gesellschaftliche Mehrheit mit ihren Steuern für die Ausbildung an den Unis und zusätzlich noch diejenigen, die schon studiert haben, damit nachfolgende Studenten noch bessere Ausbildungsmöglichkeiten (mehr Geld bei der Uni) erhalten. Klingt ja fast schon nach Solidaritätsprinzip... Da muss ich mal drüber nachdenken.
misterjones - 2006/05/13 11:07
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